A wie Agilität
Ein neuer Begriff wird durch die Fachpresse getrieben: Agilität… „agile Unternehmen sind die Unternehmen der Zukunft“… „Mitarbeiter*innen müssen sich agil verhalten“…
Was steckt sich hinter diesem Wort? Dazu muss ich ein wenig ausholen:
Als ich vor mittlerweile 14 Jahren den Marktplatz der Coaching- und Trainingsbranche betrat, tat ich es mit der Intention „mehr Menschlichkeit in die Unternehmenswelt einzubringen“. Schnell wurde mir bewusst, dass ich mit diesem Anspruch meiner Zeit voraus war. Work-Life-Balance, Resilienz, Achtsamkeit, Self-Empowerment waren Fremdwörter bzw. noch nicht geborene Begriffe. In Vorstellungsrunden erntete ich regelmäßig ein „Was?“, wenn ich meinen Beruf „Coach“ nannte. Dennoch fanden Frauen und Männer ihren Weg zu mir mit dem Bedürfnis, sich und ihre Handlungsweisen zu reflektieren, um Veränderung einzuläuten.
Was im Einzelgespräch gelang, stellte sich in Trainings als fast unmöglich dar. Den Blick nach innen zu richten, setzt die Bereitschaft in Teams voraus, sich den Kolleg*innen als Mensch zu zeigen und nicht als Fassade, als jemand, der Kompetenz vorgibt, aber Schwäche fühlt.
Wie konnte ich Menschen dazu anregen, sich den inneren Themen zuzuwenden? Schon damals wusste ich: Wahre Veränderung wird durch Selbstreflexion, Übernahme von Selbstverantwortung und Abkehr vom Egozentrismus bewirkt.
Ich konzipierte Seminare für – heute würde man sagen – „Self-Empowerment“ und lud Menschen dazu ein, sich in kleinen Gruppen mit den Themen Zeit-, Stress, Konflikten, Achtsamkeit zu befassen.
Dann rollte die Achtsamkeitswelle über Deutschland. Meditation war auf einmal die Lösung für unzählige persönliche wie berufliche Probleme. Institute und Weiterbildungen schoßen wie Pilze aus dem Boden, der Buchmarkt wurde überschwemmt von Büchern über Resilienz, Stressbewältigung, Happines. Als Coach ergriff man seine Chancen, endlich war eine Öffnung für innere Themen dar, mehr und mehr auch in unternehmerischen Kontexten.
Heute im Zeitalter von umfassender Digitalisierung, Schnelllebigkeit, Unberechenbarkeit wird es zur Notwendigkeit, neue Arbeitsmodelle zur Bewältigung der Herausforderungen zu entwickeln.
- Niemand kommt mehr daran vorbei, sich mit seinen Reaktionen auf Veränderung, permanenten Wandel und Stress auseinanderzusetzen. Weder im Privaten noch im Beruflichen.
- Wir reagieren anders, wenn wir unter Druck geraten als wenn wir uns gelassen oder erholt fühlen.
- Agilität – Wendigkeit, Flexibilität ist in allen Lebenslagen eine Fähigkeit, die mir das Fortkommen, das Auskommen mit anderen, vielleicht sogar das Überleben sichert.
- Es geht darum, von sich selbst als isoliertes System abzusehen und mit anderen zusammenzuarbeiten. Lösungen nicht durch überhastetes Handeln, sondern durch wohlüberlegtes Abstimmen zu finden. Kooperation, Selbst-Organisation, Verantwortungsübernahme…
Als Menschen sind wir aufgefordert unsere ausgetretenen Denk-Pfade zu verlassen. Der Dschungel ist nicht außerhalb von uns, sondern liegt in uns. Mit den richtigen Werkzeugen werden wir ihn lichten.